Das unperfekt Perfekte in Dir

Happy holy friday!

Diese Woche habe ich ein wunderbares Kompliment zweier Klienten erhalten. Es inspirierte mich etwas dazu zu schreiben, weil ich finde, dass jeder

wissen sollte, dass grade die Unperfektheit uns echt und kompetent macht.

 

Bei unserem Gespräch ging es darum Ängste anzunehmen und Fehler zu akzeptieren. So oft blockieren wir uns mit bestimmten Befürchtungen. Was genau hinter diesen Befürchtungen steht, was denn letztlich passieren könnte, das spinnen wir oftmals nicht weiter. Wir wissen nur, wir haben Angst und konkretisieren nicht. 

 

Nun das war eines unserer Themen und in diesem Zuge bewunderten sie es, dass ich auf alles eine Antwort hätte und dabei immer so ehrlich die Dinge auf den Punkt bringe. Da wurde mir klar, dass ihre Angst genau das ist. Nicht auf alles eine Antwort zu haben, möglicherweise bloßgestellt werden zu können, den Faden zu verlieren - zu versagen. 

Ich schmunzelte innerlich, weil gerade meine Fehler mich perfekt scheinen lassen und packte mal ein wenig aus. Erzählte von einem Teil meines Weges, der mir die Gelassenheit verliehen hat, die ich mir viel eher gewünscht hätte und jetzt verkörpere. Hier also meine Geschichte vom unperfekten Perfekten.

 

Als ich mich selbstständig machte war ich drauf und dran alles richtig zu gestalten. Meinen Klienten wollte ich zeigen, dass sie mit mir, als junge Frau, keine falsche Entscheidung getroffen haben. Ich trug mir selbst diesen fürchterlichen Stempel auf: du bist zu jung, du bist blond, sie werden dich nicht ernst nehmen und du wirst hart daran arbeiten müssen, dass sie ihr eigenes Ego bei Seite packen und den Mehrwert in dir erkennen. Nun war genau dieser Stempel sehr ambivalent, denn dass ich ein Genie bin und viel Mehrwert biete, das wusste ich schon. Trug jedoch immer diesen Glaubenssatz in mir. Uh was für eine Energieverschwendung, aber nun gut so war es und ohne es, wäre ich persönlich nicht weiter gewachsen. Ein Schlüsselerlebnis, das mich dazu bewogen hat umzudenken folgt.

 

Neu in Berlin suchte ich mir den Weg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu meinem ersten Termin. Als Trainerin war ich mit Flipchart in der einen Hand und Tasche in der anderen Hand gewappnet und freute mich auf den ersten Tag. Fast angekommen erhielt ich eine Mailbenachrichtigung von meiner "alten"

privaten E-Mail-Adresse. Es war eine Terminerinnerung in 15Minuten bei einem anderen Klienten sein zu müssen. Ich erstarrte und konnte es kaum glauben. Ich hatte mich aufgrund der Selbstständigkeit organisatorisch neu eingerichtet und wohl diesen Termin nicht in den geschäftlichen Kalender übertragen. Ich rief natürlich gleich an und bat um Verschiebung. Natürlich war der Klient nicht glücklich darüber, trotzdem ließ es sich verschieben. Ich habe mir diesen Fehler überhaupt nicht verzeihen können. Es hang mir nach. Am nächsten Tag hatte ich keine Termine und lag von morgens an auf dem Sofa. Ich fühlte mich körperlich so schlecht, als hätte ich die Nacht zuvor einen Magen Darm Infekt durch gemacht. Der Bauch tat weh, die Beine waren schlapp und alles war einfach so schrecklich. Der Klassiker unter Psychosomatischen Störungen. Um keine weiteren Fehler machen zu müssen habe ich grundsätzlich Sonntags viel gearbeitet. Ich wollte ja nicht nur terminlich zuverlässig sein, sondern auch fachlich. Ich saugte Informationen auf, um schlussendlich auf alles eine Antwort zu wissen. Meine größte Angst war es, dass inkompetente Bild, das andere von mir haben könnten mit einem Fehler zu bestätigen. Und wie so oft, musste der Leidensdruck erst so groß werden, dass ich dieser Angst mit einer von mir selbst kreierten Fragetechnik mal auf den Grund gegangen bin. Diese Fragen kannst Du ausprobieren und für Dich beherzigen, um schneller zu einer Erkenntnis zu gelangen. Deshalb möchte ich sie heute mit Dir teilen:

 

° Was ist das Schlimmste, das mir passieren kann?

° Und was kann passieren, wenn es passiert? (wie geht es dann weiter?)

° Gibt es etwas, dass ich tun kann oder muss?

 

Und die letzte Frage, die mir mal eine sehr gute Freundin gestellt hat:

 

° Wird es von Bedeutung sein, wenn wir mit 80 auf der Parkbank sitzen und

  uns unterhalten?

 

Ich stellte fest, dass ich einen Termin nachholen und aus dieser Situation lernen kann. Dass nichts weiter passiert, wenn ich mal etwas nicht weiß. Dass ich wertschätzend Fragen aufnehme und mich darum kümmern kann schnell eine Antwort zu liefern. Ich bin ja kein wandelndes Lexikon. Und der Effekt eine Frage auch bei Unwissenheit nicht weg zu bügeln, nur weil ich die Antwort nicht kenne, sondern hinter her nochmal auf die Person im Einzelnen zuzugehen ist viel wirkungsvoller für beide Seiten! Wir laufen sonst Idealen hinterher, denken wir müssen schaffen. Leben mit dem Glaubenssatz: Ich leiste also bin ich.

Und das ist so falsch. Authentizität entsteht, wenn ich ich bin und wenn ich mich mit Fehlern akzeptieren kann. Andernfalls wird alles nur unheimlich schwer, statt leicht.

 

Diese Fragen helfen mir also sehr, wenn mich etwas blockiert und der Schweinehund in mir zu laut und zu groß wird. Mit diesen Fragen schenkst Du Deiner Angst Gehör und blendest den Schweinehund aus. Letztlich ist die Angst ein guter Freund, der uns nur vorbereiten möchte auf bestimmte Situationen. Und genau so sollten wir dieses Gefühl auch wahrnehmen. Als guten Freund, der es jetzt verdient hat angehört zu werden. Dies ist eine Vorgehensweise auf die ich nur gekommen bin, weil ich dieses Tal betreten habe. Ohne dieses Tal hätte ich in diesem Gespräch keine Geschichte aus dem Hut ziehen können, die meinen Klienten es erlaubte aufzuatmen und zu wissen, dass sie nicht allein sind und hinter jeder schönen Fassade nunmal ein Raum mit Erfahrungen steckt. Und da sind wir wieder dabei, aus allem etwas Positives ziehen zu können. Auch wenn solche Momente mit Leid, in welcher Form auch immer, verbunden sind, steht am Ende jedes einzelnen Prozesses ein großer Topf voll mit persönlichem Wachstum und es schleicht sich eine tiefe Gelassenheit ein, die es Dir erlaubt auch mal unperfekt zu sein. Und dann bist du genau richtig und perfekt, wenn du etwas daraus machst!

 

Happy holy friday

 

     

Kommentare: 3
  • #3

    Annika (Samstag, 11 November 2017 01:44)

    Wow was für schöne nachdenkliche Worte! Es ist immer eine Freude deine Texte zu lesen und Sie stimmen einfach zu 101% Danke!

  • #2

    Sandra bothe (Freitag, 10 November 2017 18:25)

    Ich bin sehr beeindruckt den mir geht es ständig so und das macht ein wahnsinnig
    Danke für die schönen worte und den Einblick

  • #1

    Heike Burkhardt (Freitag, 10 November 2017 16:55)

    Sehr gut in Worte gefasst. Dies ist auch mein Erlebnis mit der Angst. Heute lasse ich sie zu und hinterfrage sie. Danke für deine Geschichte.
    LG Mama