Mutterliebe Teil 2: Bewusstsein und Dankbarkeit während der Geburt

Vorwort: Mit diesem Gedankengut möchte ich allen werdenden Müttern Mut machen an ihre eigene innere Kraft zu glauben und sie anzuwenden. Wie immer sind es natürlich meine ganz eigenen Erfahrungen. Ich gebe hier intime Dinge preis, weil ich Frauen eine Inspiration geben möchte, ihren eigenen Weg zu finden eine bewusste Geburt erleben zu können. Auch sind die Gedanken zu Krankenhaus und Geburtshaus meine eigenen Gefühle und Wahrnehmungen. Jede Frau ist anders gestrickt. Es geht hierbei nicht um den pauschal richtigen Ort der Geburt für alle oder einem generellen Richtig oder Falsch. Es geht einzig darum, mit dem Gespür für das eigene Wohlbefinden, Dankbarkeit in jeder Lage und Liebe zu sich selbst, eine eigene einzigartige Geburterfahrung machen zu können und bestmöglich mit ungeplanten Dingen umgehen zu können. Denn nicht alles liegt in unserer Hand. Ich danke dir schon jetzt für deine Zeit und hoffe, dass du dir etwas davon mitnehmen kannst.

 

Die Geburt: Ich schlafe ein. Ich bemerke ein leichtes Ziehen. Menstruationsartige Schmerzen. Da ich im Vorfeld, wie im Lehrbuch mit Senkwehen und Vorwehen zu tun hatte, vermute ich weitere Vorwehen und mach einfach die Augen zu, um zu schlafen. Nach etwa einer Stunde macht es PLOPP! in meinem Bauch. Ich liege im Halbschlaf. War das meine Fruchtblase? Ich stehe langsam auf um zu prüfen, ob mir Flüssigkeit hinunterläuft. Tatsächlich! Es ist kurz vor 00:00h und ich flüstere Felix freudestrahlend zu:" meine Fruchtblase ist geplatzt!" Felix kneift seine Augen auf und antwortet grinsend: "dann holen wir heute den Kleinen?" Ich sage ihm, dass er sich nochmal hinlegen soll, weil sonst noch keine Anzeichen aufgetreten sind und ich ihn ausgeschlafen an meiner Seite brauche. Das lässt er sich nicht zweimal sagen und schläft nochmal ein. Auch ich lege mich noch mal hin und versuche zu schlafen. Meine Freude ist allerdings so riesig, dass ich gar nicht schlafen kann. Gegen 03.00 Uhr gehe ich ins Badezimmer und werde etwas unruhig. Die Wellen sind kaum schmerzhaft, aber mittlerweile schon alle 4-7 Minuten. Es hieß ja immer: Wenn es los geht, wirst du es schon merken, dann kannst du kaum noch atmen. So hab ich es zumindest oft in Foren gelesen.

 

Hmmm, da sehen wir wieder, dass es eben bei jedem anders sein kann. Ich rufe also meine Hebamme an, die daraufhin zu uns nach hause kommt. Der Muttermund ist schon 4cm offen und wir beschließen daher ins Geburtshaus zu fahren, bevor ich das dann wirklich nicht mehr kann. Angekommen im Geburtshaus setzen die Wellen nun mit mehr Schmackes ein. Es ist jetzt ca. 04.15h und man kann sagen, jetzt geht es wirklich los. Die Eröffnungsphase hat zumindest spürbar begonnen. 

 

Sabine lässt das Badewasser ein, zündet Kerzen an und bereitet alles vor. Felix sorgt für Meditationsmusik. Ich setze den ersten Fuß ins Wasser und bin unendlich dankbar meinen Körper gleich ganz entspannt in dieses warme Wasser fallen lassen zu können. Die Wellen lassen sich gut veratmen.

 

Wie habe ich genau geatmet?

Ich habe beim einatmen bis 4 gezählt und beim ausatmen bis 8. Grundsätzlich habe ich versucht das Ausatmen länger zu ziehen, als das Einatmen. Dabei schloss ich erstmals meine Augen und versuchte die Welle willkommen zu heißen und möglichst locker zu bleiben in meinem Körper. In Gedanken sagte ich "Ja! Ich bin stark, ich schaffe das, wir schaffen das, das wird der Hammer!" So in der Art verpasste ich mir selbst Kinogänsehaut und damit die nötige Tatkraft. Außerdem stellte ich mir hin und wieder Blumen vor, die sich langsam öffnen, um mit meiner visuellen Energie die Öffnung des Muttermundes zu unterstützen.

 

Ich finde eine Position, die mir während einer Welle sehr gut tut. Ich stelle fest, dass mir dabei eine Massage im unteren Lendenwirbelbereich gut tun würde. Felix lässt es sich von Sabine zeigen und unterstützt mich damit. Wir machen noch Scherze zwischendrin, weil ich aussehe wie ein Walross - mir geht es wirklich gut. Felix reicht mir ab und an etwas zu trinken und einen Müsliriegel. er sieht allerdings todmüde aus und daher zitiere ich ihn ins Bett. Er kann mir im Moment nicht viel helfen und ist mir später, dann wenn es richtig los geht, eine größere Hilfe.

 

Sabine sagt mir im Voraus schon, was ich demnächst spüren werde. Ein nach-unten-ziehen mache sich irgendwann bemerkbar und dann werde ich automatisch stöhnen. Sie schlägt mir vor ein tiefes AAAAhhh oder ein tiefes OOOOhhhhh zu tönen. Ich glaube zwischen 06 Uhr und 07 Uhr morgens kommt Felix wieder dazu und Sabine tastet wieder den Muttermund ab: 7cm. Es dauert nicht mehr lang und dann steht Leon klopfend vor der Tür. Sabine fragt mich, ob ich bereit bin mein Kind loszulassen...ich sage automatisch:"ja!". Meine Gedanken bleiben jedoch für einen Augenblick stehen und fühlen nochmal in das Gesagte nach. Ich lasse nicht nur mein Kind los, ich lasse auch meine Schwangerschaft los. Ich verabschiede mich von dem Sonderstatus einer schwangeren Frau. Ich verabschiede mich von der Vorfreude. Ich mache es mir durch diese Frage wirklich bewusst und kann ganz sicher sagen, dass ich es auch so will. Ich glaube alleine dieser Gedankenprozess hat mir nochmal einen ordentlichen Kick für die nächste Phase gegeben,

 

Ich blicke rüber zu dem großen Bett, auf dem ich auch liegen könnte und bin dankbar in dieser warmen Wanne sein zu dürfen. Dabei fällt mir ein, dass ich jetzt auch in einem Krankenhaus liegen könnte, wo alles für mich unvertraut ist. Hebammen vielleicht die Schicht wechseln und ich einfach niemanden kenne, wohlmöglich die Chemie sogar nicht passen könne. Wieder macht sich tiefe Dankbarkeit in mir breit jetzt einfach hier zu sein. Hier in diesem kuscheligen Raum mit meiner lieben Hebamme und meinem Felix. Wärme, Kerzen, Musik und ein Sternenhimmel aus gedimmten Lichtern über mir - fast wie Zuhause. 

 

Ich fühle mich langsam schlapp. Die Wellen die jetzt kommen sind stärker. Sabine gibt mir einen homöopathischen Drink, der mich unterstützt bei Kräften zu bleiben. Ich bemerke diesen Druck nach unten und teile es ihr mit. Sie sagt mir ich solle auf meinen Körper hören und dem Gefühl ruhig nachgeben. Wenn der Druck kommt, dann darf ich mit drücken, aber nur dann. Nicht außerhalb der Wellen drücken. Mittlerweile bleibe ich auf dem Rücken liegen bei einer Welle. Felix blickt mich immer wieder voller Liebe und Achtung an. Er sagt mir immer wieder wie stolz er auf mich ist und das er an meiner Stelle sterben würde. Er hält meine Hand und achtet liebevoll darauf, dass ich mich nach jeder Welle wieder total entspanne. Er streichelt dabei meine Hände, um mir zu signalisieren auch hier los zu lassen. 

 

Ich spüre die Wellen kommen, und atme mit einem tiefen OOOOhhh aus. Wenn der Höhepunkt der Welle erreicht ist, schicke ich all meine Energie nach unten. Ich fixiere dabei eine der gedimmten Lampen über mir. Zwischen jeder Welle wird das Entspannen unten rum schwieriger, weil unser Baby selbst mit seinem Köpfchen für Spannung sorgt. Trotzdem versuche ich so locker wie möglich zu lassen.

 

Eine zweite Hebamme ist dazu gekommen, um Sabine beim protokollieren etc. zu helfen. Sie hält sich dezent im Hintergrund und rät mir für mein Baby gedanklich ganz viel Platz und Raum zu schaffen. Ich nehme diesen Rat an und auch diese visuelle Unterstützung ist Gold wert.

 

Ich könnte hier noch detailreicher werden, muss mich aber selber langsam bremsen. Mir fallen noch so viele Dinge ein. Aber im Grunde genommen wollte ich einfach einen Einblick geben in die Kraft der Gedanken. Die mentale Kraft, die uns so wunderbar in allen Dingen unterstützen kann.

 

Leon Jakob erblickte nach knappen sechs Stunden in der Woche vor seinem errechneten Geburtstermin das Licht der Welt. Ganz so, wie es mein Nachttraum mir zu Beginn der Schwangerschaft mitteilte. Sein Herzschlag blieb zu jeder Situation völlig entspannt. Es war genau die Geburt, wie ich sie mir so viele Male ausgemalt habe. Selbst, dass die Fruchtblase platzt war mein Wunsch, weil ich befürchtete nicht zu erkennen wenn es los geht. Am Ende ist es nicht wichtig wo und wie wir unsere Kinder gebären. Viel mehr liegt der Zauber in der Kraft des Vertrauens, das Erkennen und Zulassen von Ängsten, die im Vorfeld besprochen werden dürfen und immer wieder der Glaube an deinen Körper, euer Baby und dich selbst.

 

 

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